Wo gebe ich mich auf? Wo verausgabe ich mich? In den letzten Jahren hab ich gelernt, solche Situationen besser zu erkennen und je nach Möglichkeiten und Ressourcen zu vermeiden. Mich aufzugeben ist für mich nicht gleichbedeutend damit meine Komfortzonen aufzugeben. Komfortzonen aufzugeben finde ich sehr wichtig, wenn es darum geht, kritisch mit eigenen Privilegien umzugehen. Ein Re-Zentrieren meiner politischen Haltungen und Handlungen (Text zu Rezentrieren von Feminismus auf englisch) - mit der Hoffnung, dass dadurch caring Communties möglich_er werden.
Stattdessen habe ich versucht, eine Balance zu finden zwischen den Polen, mich einzustellen und für mich einzustehen. Wo stelle ich mich auf andere (Bedürfnisse) ein? Wo stehe ich für mich und meine Bedürfnisse ein? Vor allem in Konflikten habe ich versucht, ein Gleichgewicht zu halten. Wenn ich diese beide Pole aber als Ansatzpunkt nehme, dann denke und lebe ich mehr in einem Gegeneinander (entweder gebe ich nach oder ich fordere ein) statt in einem Miteinander. Seit ich mich mehr damit beschäftige wie ich caring Communities kollektiv aufbauen und leben möchte, wird mir deutlicher, dass es Teil meiner Schutzmechanismen ist, mich einzustellen und für mich einzustehen. Es sind wichtige Umgangsstrategien für Situationen, in denen ich davon ausgehe, dass mir Menschen nicht unbedingt zugewandt sind. Aber in meinen Communities wünsche ich mir etwas anderes (von mir selbst).
Was würde es bedeuten, wenn ich mich einlasse statt mich einzustellen? Ich merke, wie sich meine Haltung verschiebt, wenn ich versuche, mich einzulassen. Nicht in jeder Situation ist ein Einlassen möglich, weil es auch erfordert, liebgewonnene (und manchmal notwendige) Schutzmechanismen zu reduzieren oder loszulassen. Nicht in jeder Situation halte ich ein Einlassen für sinnvoll.
Außerdem ist die Frage, wie ich ein Einlassen von anderen ermöglichen kann. Wenn ich selbst nicht bereit bin, mich einzulassen, meine Komfortzonen zu verlassen und andere lernen zu lassen, dann wird es für andere schwierig sich einlassen zu können.
mich einlassen
mich auf begegnungen einlassen
mich auf gefühle einlassen
mich auf schwierigkeiten einlassen
mich auf situationen einlassen
mich auf herausforderungen einlassen
mich auf menschen einlassen
mich auf konflikte einlassen
mich auf bewegungen einlassen
mich einlassen
mich lassen
mich atmen lassen
mich bewegen lassen
mich fehler machen lassen
mich lernen lassen
mich neues heraus_finden lassen
mich altes wieder finden lassen
mich lassen
Wo stellst du dich auf andere/ auf Situationen ein? Wo stehst du für dich ein?
Was wäre anders, wenn du dich einlassen würdest? Was wäre anders, wenn du dich lernen lassen würdest?
Was tust du, damit andere sich einlassen können?
Wo lässt du dich bereits ein?
Wo verlässt du deine Komfortzonen, um dich auf anderes einzulassen?
Virtual Retreat Center
Auszeit nehmen - Räume öffnen - Ideen nähren
Montag, 16. Juni 2014
Sonntag, 18. Mai 2014
Wie möchte ich mit Kritik umgehen? - Alternativen zu Zurückweisung und Selbstabwertung
Auf einem Treffen mit feministischen Aktivist_innen aus Ljubljana und Berlin zu "safer (public) spaces" haben wir über Praktiken von caring Communities gesprochen. Vielen Dank an meine Kleingruppe für den tollen Austausch! Dabei ging es auch um den Umgang mit Kritik.
Wenn es um Kritik in feministischen Räumen geht, fällt mir auf, dass es meistens um die Kritik an anderen und das Intervenieren in diskriminierendes oder gewaltvolles Verhalten geht. Ich imaginiere mich in der Rolle von derjenigen, die Kritik übt. Oder ich bin in der Position, dass ich verletzt werde und möchte, dass andere intervenieren und Stellung beziehen.
Entsprechend wird häufig in safer spaces, wie Empowerment-Workshops oder Austauschtreffen, zu Beginn der Veranstaltung danach gefragt, was in diesem Raum nicht stattfinden soll, auf welche Grenzen geachtet werden soll und welche Rückzugsmöglichkeiten eine Person möchte. Doch was passiert, wenn Grenzen verletzt werden? Wie können wir für solche Momente vorsorgen? Wie kann Kritik eingeladen werden? Wie können wir caring Communities schaffen, in denen ein Umgang mit Kritik selbstverständlich ist?
Wenn ich über caring Communities nachdenke, dann denke ich darüber nach, wie ich mich wertschätzend, fürsorglich und aufmerksam auf andere ausrichten kann. Dazu gehört für mich auch ein selbstkritischer Umgang damit, dass ich mich selbst (potentiell) diskriminierend und gewaltvoll verhalte. Für mich sind caring Communities auch verantwortungsvolle Communities, in denen es eine Sensibilität dafür gibt, dass es keine Räume ohne Gewalt und Diskriminierung gibt und in denen Handlungsstrategien gemeinsam entwickelt werden. Diskriminierungssensible Räume zu schaffen beinhaltet deswegen für mich auch zu lernen, mit Kritik umzugehen.
Wenn ich Workshops zu diskriminierungssensibler Zusammenarbeit (im Rahmen von meiner Arbeit bei LesMigraS/ Lesbenberatung Berlin) gebe, dann sammle ich mit den Teilnehmer_innen Antworten zu den Fragen:
Wie möchte ich Kritik an anderen äußern?
Wie möchte ich mit Kritik umgehen?
Die Fragen fordern heraus. Vor allem der Perspektivwechsel auf sich selbst als Person, die Kritik erhält, macht einen Unterschied. Ich bin davon überzeugt, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Kritik gelernt werden kann. Dazu gehört für mich auch eine Sensibilität dafür, wer aus welcher Position Kritik an wem äußert. Wenn es um diskriminierendes Verhalten geht, dann ist es Teil von Diskriminierungsstrukturen. Die geäußerte Kritik richtet sich dann nicht nur gegen das konkrete Verhalten von mir, sondern verweist auch immer auf die Machtverhältnisse, in denen mein Verhalten stattgefunden hat. Wenn ich mit Kritik umgehe, sollte das Teil davon sein.
Don't be sorry, be responsible.
In den Workshops zu Beziehungsskills vom Northwest Network gibt es eine Übung, in der es um unterschiedliche Umgangsmöglichkeiten mit Kritik geht. Den Teilnehmer_innen wird ein geschriebener Dialog zwischen zwei Personen zum Lesen gegeben. Nach der gleichen Ausgangssituation, in der eine Person Kritik am Verhalten der anderen Person äußert, gibt es drei Erzählungen, wie es weiter gehen könnte. Die Teilnehmer_innen werden gebeten, sich in die Rolle der verletzten Person zu versetzen und zu sagen, wie sich der Umgang mit der Kritik durch die andere Person anfühlt. Ich werde hier nicht das konkrete Beispiel aus den Workshops wiedergeben, sondern ein paar Schlüsselsätze für die drei Herangehensweisen vorstellen.
1) Zurückweisung
"Ich verstehe nicht, was dein Problem ist."
"Ich finde deine Reaktion total übertrieben."
"Du hast dich auch nicht so cool in der Situation verhalten."
"Immer kommst du mit deinen Filmen/ Psychos an. Dich interessiert überhaupt nicht, was das mit mir macht."
Diese Sätze sind eine Form, die Kritik zurückzuweisen und das benannte Problem zum Problem der anderen Person zu machen. Hier wird das Erleben und die Kritik der anderen Person als unberechtigt erklärt. Wenn ich diese Herangehensweise wähle, merke ich, dass es mir viel dabei um Selbstschutz geht und ich mein eigenes Verhalten nicht in Frage stellen möchte.
Alternativ: Wenn ich mit Kritik umgehe, dann ist es mir wichtig, der anderen Person zu vermitteln, dass ich die Kritik gehört habe. Ich möchte sicher gehen, dass ich wirklich alles verstanden habe, damit ich überlegen kann, was davon ich annehmen möchte und was nicht. Mir ist es wichtig, Wertschätzung und Dankbarkeit dafür zu zeigen, dass ich der anderen Person wichtig genug bin, dass sie mir Kritik gibt.
2) Selbstabwertung
"Ich bin so ein Arsch."
"Ich tue dir immer nur weh."
"Ich kann einfach nichts richtig machen."
In diesen Äußerungen wird die Kritik an der konkreten Situation verallgemeinert. Es geht nicht um eine bestimmte Verhaltensweise. Auch wenn es erstmal so wirkt, als würde die Kritik angenommen werden, so geht es auch hier nicht um die andere Person und deren Empfinden. Die Kritik geht in einer Spirale der Selbstabwertung verloren. Die kritisierte Person macht sich selbst handlungsunfähig. Es geht nicht um Veränderung. Wenn ich "immer" oder "nie" sage, dann ist das für mich meistens ein Zeichen dafür, dass ich gerade nicht in der konkreten Situation bleibe, sondern beginne, mich selbst als ganze Person abzuwerten.
Alternativ: Wenn ich mit Kritik umgehe, dann ist es mir wichtig, bei der konkreten Situation zu bleiben. Es ist mir wichtig, die Kritik als Kritik an meinem Verhalten und nicht an meiner Person anzunehmen. Dadurch wird es mir möglich, darüber nachzudenken, wie ich mein Verhalten verändern möchte. Außerdem möchte ich auf die Gefühle der anderen Person eingehen und fragen, was ich zur Unterstützung machen kann. Ich möchte wertschätzend damit umgehen, dass die andere Person sich gerade mir gegenüber geöffnet hat und eigene Verletzungen benannt hat. Von dem möchte ich nicht ablenken, indem ich mich in Selbstabwertung stütze. Selbstabwertung ist meistens auch eine Form von Selbstmitleid. Es geht erstmal nicht darum, was die Kritik mit mir emotional macht. Ich kann mir andere Räume suchen, in denen ich mich auf mich selbst fokussieren kann.
3) Verantwortungsvoller Umgang
"Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe. Das war nicht okay/ das war diskriminierend/ gewaltvoll."
"Danke, dass du mir deine Kritik mitteilst."
"Ich möchte mein Verhalten gerne ändern. Ich hab Ideen, was ich anders machen möchte. Hast du konkrete Wünsche?"
"Was brauchst du gerade?"
Ich möchte der anderen Person vermitteln, dass ich die Kritik verstanden habe und sie als Möglichkeit begreife zu lernen. Mir ist es wichtig, die Verletzungen und Gefühle der anderen Person anzuerkennen und (wenn das gewünscht ist) auf diese einzugehen. Ich weiß, dass eine Entschuldigung wichtig ist, aber nicht ausreicht. Deswegen will ich Strategien entwickeln, mich in Zukunft verantwortungsvoller zu verhalten. Teil von verantwortungsvollem Verhalten ist es, mich mehr darüber zu informieren, warum mein Verhalten diskrminierend war. Dafür kann ich auf verschiedene Ressourcen verwenden. Die Person, die mich kritisiert hat, ist die falsche Adresse für meine Fragen. Es ist gut, wenn meine Veränderungsstrategien so konkret wie möglich sind. Am wichtigsten ist, dass ich diese Strategien auch tatsächlich umsetze und nicht nur darüber rede, wie es besser wäre.
Wie möchtest du mit Kritik umgehen?
Wie möchtest du Kritik von anderen an deinem Verhalten einladen?
Woran erkennst du, ob du gerade (nicht) verantwortungsvoll mit Kritik umgehst?
Wenn es um Kritik in feministischen Räumen geht, fällt mir auf, dass es meistens um die Kritik an anderen und das Intervenieren in diskriminierendes oder gewaltvolles Verhalten geht. Ich imaginiere mich in der Rolle von derjenigen, die Kritik übt. Oder ich bin in der Position, dass ich verletzt werde und möchte, dass andere intervenieren und Stellung beziehen.
Entsprechend wird häufig in safer spaces, wie Empowerment-Workshops oder Austauschtreffen, zu Beginn der Veranstaltung danach gefragt, was in diesem Raum nicht stattfinden soll, auf welche Grenzen geachtet werden soll und welche Rückzugsmöglichkeiten eine Person möchte. Doch was passiert, wenn Grenzen verletzt werden? Wie können wir für solche Momente vorsorgen? Wie kann Kritik eingeladen werden? Wie können wir caring Communities schaffen, in denen ein Umgang mit Kritik selbstverständlich ist?
Wenn ich über caring Communities nachdenke, dann denke ich darüber nach, wie ich mich wertschätzend, fürsorglich und aufmerksam auf andere ausrichten kann. Dazu gehört für mich auch ein selbstkritischer Umgang damit, dass ich mich selbst (potentiell) diskriminierend und gewaltvoll verhalte. Für mich sind caring Communities auch verantwortungsvolle Communities, in denen es eine Sensibilität dafür gibt, dass es keine Räume ohne Gewalt und Diskriminierung gibt und in denen Handlungsstrategien gemeinsam entwickelt werden. Diskriminierungssensible Räume zu schaffen beinhaltet deswegen für mich auch zu lernen, mit Kritik umzugehen.
Wenn ich Workshops zu diskriminierungssensibler Zusammenarbeit (im Rahmen von meiner Arbeit bei LesMigraS/ Lesbenberatung Berlin) gebe, dann sammle ich mit den Teilnehmer_innen Antworten zu den Fragen:
Wie möchte ich Kritik an anderen äußern?
Wie möchte ich mit Kritik umgehen?
Die Fragen fordern heraus. Vor allem der Perspektivwechsel auf sich selbst als Person, die Kritik erhält, macht einen Unterschied. Ich bin davon überzeugt, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Kritik gelernt werden kann. Dazu gehört für mich auch eine Sensibilität dafür, wer aus welcher Position Kritik an wem äußert. Wenn es um diskriminierendes Verhalten geht, dann ist es Teil von Diskriminierungsstrukturen. Die geäußerte Kritik richtet sich dann nicht nur gegen das konkrete Verhalten von mir, sondern verweist auch immer auf die Machtverhältnisse, in denen mein Verhalten stattgefunden hat. Wenn ich mit Kritik umgehe, sollte das Teil davon sein.
Don't be sorry, be responsible.
In den Workshops zu Beziehungsskills vom Northwest Network gibt es eine Übung, in der es um unterschiedliche Umgangsmöglichkeiten mit Kritik geht. Den Teilnehmer_innen wird ein geschriebener Dialog zwischen zwei Personen zum Lesen gegeben. Nach der gleichen Ausgangssituation, in der eine Person Kritik am Verhalten der anderen Person äußert, gibt es drei Erzählungen, wie es weiter gehen könnte. Die Teilnehmer_innen werden gebeten, sich in die Rolle der verletzten Person zu versetzen und zu sagen, wie sich der Umgang mit der Kritik durch die andere Person anfühlt. Ich werde hier nicht das konkrete Beispiel aus den Workshops wiedergeben, sondern ein paar Schlüsselsätze für die drei Herangehensweisen vorstellen.
1) Zurückweisung
"Ich verstehe nicht, was dein Problem ist."
"Ich finde deine Reaktion total übertrieben."
"Du hast dich auch nicht so cool in der Situation verhalten."
"Immer kommst du mit deinen Filmen/ Psychos an. Dich interessiert überhaupt nicht, was das mit mir macht."
Diese Sätze sind eine Form, die Kritik zurückzuweisen und das benannte Problem zum Problem der anderen Person zu machen. Hier wird das Erleben und die Kritik der anderen Person als unberechtigt erklärt. Wenn ich diese Herangehensweise wähle, merke ich, dass es mir viel dabei um Selbstschutz geht und ich mein eigenes Verhalten nicht in Frage stellen möchte.
Alternativ: Wenn ich mit Kritik umgehe, dann ist es mir wichtig, der anderen Person zu vermitteln, dass ich die Kritik gehört habe. Ich möchte sicher gehen, dass ich wirklich alles verstanden habe, damit ich überlegen kann, was davon ich annehmen möchte und was nicht. Mir ist es wichtig, Wertschätzung und Dankbarkeit dafür zu zeigen, dass ich der anderen Person wichtig genug bin, dass sie mir Kritik gibt.
2) Selbstabwertung
"Ich bin so ein Arsch."
"Ich tue dir immer nur weh."
"Ich kann einfach nichts richtig machen."
In diesen Äußerungen wird die Kritik an der konkreten Situation verallgemeinert. Es geht nicht um eine bestimmte Verhaltensweise. Auch wenn es erstmal so wirkt, als würde die Kritik angenommen werden, so geht es auch hier nicht um die andere Person und deren Empfinden. Die Kritik geht in einer Spirale der Selbstabwertung verloren. Die kritisierte Person macht sich selbst handlungsunfähig. Es geht nicht um Veränderung. Wenn ich "immer" oder "nie" sage, dann ist das für mich meistens ein Zeichen dafür, dass ich gerade nicht in der konkreten Situation bleibe, sondern beginne, mich selbst als ganze Person abzuwerten.
Alternativ: Wenn ich mit Kritik umgehe, dann ist es mir wichtig, bei der konkreten Situation zu bleiben. Es ist mir wichtig, die Kritik als Kritik an meinem Verhalten und nicht an meiner Person anzunehmen. Dadurch wird es mir möglich, darüber nachzudenken, wie ich mein Verhalten verändern möchte. Außerdem möchte ich auf die Gefühle der anderen Person eingehen und fragen, was ich zur Unterstützung machen kann. Ich möchte wertschätzend damit umgehen, dass die andere Person sich gerade mir gegenüber geöffnet hat und eigene Verletzungen benannt hat. Von dem möchte ich nicht ablenken, indem ich mich in Selbstabwertung stütze. Selbstabwertung ist meistens auch eine Form von Selbstmitleid. Es geht erstmal nicht darum, was die Kritik mit mir emotional macht. Ich kann mir andere Räume suchen, in denen ich mich auf mich selbst fokussieren kann.
3) Verantwortungsvoller Umgang
"Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe. Das war nicht okay/ das war diskriminierend/ gewaltvoll."
"Danke, dass du mir deine Kritik mitteilst."
"Ich möchte mein Verhalten gerne ändern. Ich hab Ideen, was ich anders machen möchte. Hast du konkrete Wünsche?"
"Was brauchst du gerade?"
Ich möchte der anderen Person vermitteln, dass ich die Kritik verstanden habe und sie als Möglichkeit begreife zu lernen. Mir ist es wichtig, die Verletzungen und Gefühle der anderen Person anzuerkennen und (wenn das gewünscht ist) auf diese einzugehen. Ich weiß, dass eine Entschuldigung wichtig ist, aber nicht ausreicht. Deswegen will ich Strategien entwickeln, mich in Zukunft verantwortungsvoller zu verhalten. Teil von verantwortungsvollem Verhalten ist es, mich mehr darüber zu informieren, warum mein Verhalten diskrminierend war. Dafür kann ich auf verschiedene Ressourcen verwenden. Die Person, die mich kritisiert hat, ist die falsche Adresse für meine Fragen. Es ist gut, wenn meine Veränderungsstrategien so konkret wie möglich sind. Am wichtigsten ist, dass ich diese Strategien auch tatsächlich umsetze und nicht nur darüber rede, wie es besser wäre.
Wie möchtest du mit Kritik umgehen?
Wie möchtest du Kritik von anderen an deinem Verhalten einladen?
Woran erkennst du, ob du gerade (nicht) verantwortungsvoll mit Kritik umgehst?
Sonntag, 27. April 2014
Zeitlichkeiten und Beweglichkeiten
Welche Zeitlichkeiten und Beweglichkeiten setze ich in meinen Communities voraus?
Wie bewege ich mich durch die Welt? Und wie sehr denke ich, dass es andere auch so tun?
Wie vergeht für mich Zeit? Und wie sehr nehme ich an, dass sie es für andere auch so tut?
In den letzten Wochen habe ich zunehmend stärkere Schmerzen in meinem Knie. Und ich bin viel damit beschäftigt, wie es meine Beweglichkeit einschränkt. Ich überlege, in welchem Stockwerk eine Person wohnt, die ich besuche. Ich muss dem zweijährigen Kind, mit dem ich Zeit verbringe, erklären, dass ich es nicht mehr tragen kann. Ich denke darüber nach, ob ich mir einen Einkaufstrolley zulegen sollte.
Ich bin unsicher, wie und wann ich andere hinweisen soll, wenn ich mit ihnen spazierengehe und merke, dass mein Tempo und meine Belastbarkeit sich von denen der anderen unterscheiden. Ich überdenke, was es für mich bedeutet, auf eigenen Beinen zu stehen und möglichst selbstständig sein zu wollen. Hier ist ein Text zu chronischer Krankheit und nicht-automatischer Unterstützung.
Ich bin mit ableistischen Normen von Zeitlichkeiten und Beweglichkeiten beschäftigt.
In dem Ansatz von Barrierefreiheit steckt die Annahme, dass durch den Abbau von Barrieren die Teilnahme von möglichst vielen Menschen ermöglicht wird. Barrierefreiheit meint dabei meistens nur (ein eingeschränktes) Berücksichtigen von rollstuhlgerechten Räumen und Dolmetschen in Gebärdensprache. Wichtige Gedanken dazu finden sich bei riot_nrrrd.
Ich hab das Gefühl, dass dabei aber häufig die Binarität von "normal" und "Abweichung" reproduziert wird. Es geht in meiner Wahrnehmung darum, Rücksicht zu nehmen, etwas weniger zu behindern. Aber es geht nicht darum, eigene ableistische Normen zu hinterfragen und eigene Perspektiven zu verändern. Ein bisschen Platz machen, vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit lassen - aber kein Hinterfragen der eigenen Beweglichkeiten und Zeitlichkeiten.
In ihrem Buch "Feminist, Queer, Crip" schreibt Alison Kafer über "crip time" und fordert dazu auf, unsere Wahrnehmungen von Zeit zu hinterfragen. (Hier gibt es eine Buchrezension auf englisch)
Alison Kafer spricht unter anderem von "anticipatory time", also von Zeit, in der etwas vorausschauend erwartet wird. Das Erwarten der nächsten Panikattacke, des nächsten epileptischen Anfalls, der nächsten allergischen Reaktion oder der nächsten triggernden Situation. Die Gegenwart ist davon geprägt, was in der Vergangenheit schon einmal ungewollte Reaktionen ausgelöst hat und was in der Zukunft welche auslösen könnte. Um ungewollte Reaktionen zu vermeiden, werden häufig Beweglichkeitsräume eingeschränkt.
Wenn ich also beispielsweise nicht auf Duftstoffe verzichte und keinen chemikalienreduzierten Raum herstelle, dann hindere ich Menschen mit vielfacher Chemikalienunverträglichkeit daran, mit mir im Kontakt zu sein oder sich in diesen Räumen zu bewegen.
Gleichzeitig kann ich durch mein Handeln nicht jede ungewollte Reaktion bei anderen oder mir selbst vermeiden. Ich kann durch mein Verhalten nur begrenzt Panikattacken oder Trigger verhindern. Ich muss mir eingestehen, Situationen nicht kontrollieren und Auslöser nicht vermeiden zu können. Es reicht also nicht, nur Barrieren in Räumen zu vermeiden und bestimmte Verhaltensweisen (mir selbst) zu untersagen. Es braucht eine Normalisierung von crip time und crip space, ein Zentrieren von vermeintlichen Abweichungen.
Wie kann ich mich auf verschiedene Beweglichkeiten und Zeitlichkeiten ausrichten und einlassen?
Wie kann ich dabei eine paternalistische Haltung vermeiden?
Was würde eine ableismuskritische Haltung bedeuten, die mehr beinhaltet, als (bestimmte) Barrieren zu vermeiden?
Wie lassen sich caring Communities anti-ableistisch gestalten?
Wie bewege ich mich durch die Welt? Und wie sehr denke ich, dass es andere auch so tun?
Wie vergeht für mich Zeit? Und wie sehr nehme ich an, dass sie es für andere auch so tut?
In den letzten Wochen habe ich zunehmend stärkere Schmerzen in meinem Knie. Und ich bin viel damit beschäftigt, wie es meine Beweglichkeit einschränkt. Ich überlege, in welchem Stockwerk eine Person wohnt, die ich besuche. Ich muss dem zweijährigen Kind, mit dem ich Zeit verbringe, erklären, dass ich es nicht mehr tragen kann. Ich denke darüber nach, ob ich mir einen Einkaufstrolley zulegen sollte.
Ich bin unsicher, wie und wann ich andere hinweisen soll, wenn ich mit ihnen spazierengehe und merke, dass mein Tempo und meine Belastbarkeit sich von denen der anderen unterscheiden. Ich überdenke, was es für mich bedeutet, auf eigenen Beinen zu stehen und möglichst selbstständig sein zu wollen. Hier ist ein Text zu chronischer Krankheit und nicht-automatischer Unterstützung.
Ich bin mit ableistischen Normen von Zeitlichkeiten und Beweglichkeiten beschäftigt.
In dem Ansatz von Barrierefreiheit steckt die Annahme, dass durch den Abbau von Barrieren die Teilnahme von möglichst vielen Menschen ermöglicht wird. Barrierefreiheit meint dabei meistens nur (ein eingeschränktes) Berücksichtigen von rollstuhlgerechten Räumen und Dolmetschen in Gebärdensprache. Wichtige Gedanken dazu finden sich bei riot_nrrrd.
Ich hab das Gefühl, dass dabei aber häufig die Binarität von "normal" und "Abweichung" reproduziert wird. Es geht in meiner Wahrnehmung darum, Rücksicht zu nehmen, etwas weniger zu behindern. Aber es geht nicht darum, eigene ableistische Normen zu hinterfragen und eigene Perspektiven zu verändern. Ein bisschen Platz machen, vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit lassen - aber kein Hinterfragen der eigenen Beweglichkeiten und Zeitlichkeiten.
In ihrem Buch "Feminist, Queer, Crip" schreibt Alison Kafer über "crip time" und fordert dazu auf, unsere Wahrnehmungen von Zeit zu hinterfragen. (Hier gibt es eine Buchrezension auf englisch)
Alison Kafer spricht unter anderem von "anticipatory time", also von Zeit, in der etwas vorausschauend erwartet wird. Das Erwarten der nächsten Panikattacke, des nächsten epileptischen Anfalls, der nächsten allergischen Reaktion oder der nächsten triggernden Situation. Die Gegenwart ist davon geprägt, was in der Vergangenheit schon einmal ungewollte Reaktionen ausgelöst hat und was in der Zukunft welche auslösen könnte. Um ungewollte Reaktionen zu vermeiden, werden häufig Beweglichkeitsräume eingeschränkt.
Wenn ich also beispielsweise nicht auf Duftstoffe verzichte und keinen chemikalienreduzierten Raum herstelle, dann hindere ich Menschen mit vielfacher Chemikalienunverträglichkeit daran, mit mir im Kontakt zu sein oder sich in diesen Räumen zu bewegen.
Gleichzeitig kann ich durch mein Handeln nicht jede ungewollte Reaktion bei anderen oder mir selbst vermeiden. Ich kann durch mein Verhalten nur begrenzt Panikattacken oder Trigger verhindern. Ich muss mir eingestehen, Situationen nicht kontrollieren und Auslöser nicht vermeiden zu können. Es reicht also nicht, nur Barrieren in Räumen zu vermeiden und bestimmte Verhaltensweisen (mir selbst) zu untersagen. Es braucht eine Normalisierung von crip time und crip space, ein Zentrieren von vermeintlichen Abweichungen.
Wie kann ich mich auf verschiedene Beweglichkeiten und Zeitlichkeiten ausrichten und einlassen?
Wie kann ich dabei eine paternalistische Haltung vermeiden?
Was würde eine ableismuskritische Haltung bedeuten, die mehr beinhaltet, als (bestimmte) Barrieren zu vermeiden?
Wie lassen sich caring Communities anti-ableistisch gestalten?
Sonntag, 13. April 2014
Caring Communities
Auch wenn ich in den letzten Monaten hier nichts online gestellt habe, war ich an anderen Stellen im Netz aktiv gewesen.
Von Selbstfürsorge/ selfcare bewege ich mich immer weiter in Richtung caring communities.
Meine ersten Gedanken dazu finden sich
auf deutsch auf der Mädchenmannschaft
und auf englisch auf The Feminist Wire.
Even if i haven't posted anything here over the last couple of months, i have been busy at other places in the web.
I'm moving from selfcare into the direction of caring communities.
You can find my first thoughts
in english at The Feminist Wire
and in german at Mädchenmannschaft.
Von Selbstfürsorge/ selfcare bewege ich mich immer weiter in Richtung caring communities.
Meine ersten Gedanken dazu finden sich
auf deutsch auf der Mädchenmannschaft
und auf englisch auf The Feminist Wire.
Even if i haven't posted anything here over the last couple of months, i have been busy at other places in the web.
I'm moving from selfcare into the direction of caring communities.
You can find my first thoughts
in english at The Feminist Wire
and in german at Mädchenmannschaft.
Dienstag, 21. Januar 2014
Wohlergehen: Der Ort, an dem Veränderung stattfindet (Teil 3)
Interview mit Sandra Ljubinkovic
Teil 1 zu der Bedeutung von SelbstfürsorgeTeil 2 zu Verbindungen zwischen Selbstfürsorge und Aktivismus
Übersetzung des Interviews von mir
English version below
Wie sorgst du gut für dich?
Meine Selbstfürsorge und Heilpraktiken sind das Ergebnis von mehr als 15 Jahren Lernen, Training, Recherchen, Selbst-Beobachtung auf dem Weg zu mehr Wohlergehen und persönlicher Entwicklung. Für mich alleine und in der Gruppe mache ich Qi-Gong, Meditation, Reiki. Und ich habe Techniken zu energetischem Heilen, Berührungen für Gesundheit. Ich schlafe lange, wenn ich das Gefühl hab, es zu brauchen. Mit Freund_innen, die Heiler_innen sind, behandeln wir uns gegenseitig. Ich liebe es, Zeit in der Natur mit Spazierengehen, Horchen, Beobachten zu beringen, zu Orten zu reisen, die meiner Seele gut tun. Ich verbringe Zeit mit unbekümmerten Menschen, mit denen ich viel lache. Ich bin eine richtige Sammlerin, was bewusste und farbenfrohe Erfahrungen angeht, und ich fühle mich in diesem Universum der gegenseitigen Verbundenheit getragen.
Wie arbeitest du zu Selbstfürsorge?
Meine professionelle und aktivistische Arbeit beinhaltet auf den Kontext abgestimmte Trainings und Workshops zu Selbstfürsorge und Wohlergehen: wie ist es mit unserem Aktivismus, unserem Sicherheitsgefühl und unserer Sicherheit verbunden und eng verknüpft. Die Workshops enthalten wichtige Elemente zu Geist-Körper-Seele. In meiner Arbeit geht es nicht darum, irgendwen zu reparieren oder uns selbst zu besser zu machen oder mehr oder weniger oder höher oder darum, mehr zu erreichen... es geht um Herzensweisheiten, darum uns anzunehmen, zu transformieren, zu akzeptieren, zu vergeben und in unseren Körpern und Seelen präsent zu sein. Es geht darum unsere Vertrautheit mit uns selbst zu vertiefen, indem wir reflektieren, Werkzeuge und Techniken ausprobieren, die uns dabei helfen können, unsere aufgewühlten Gedanken zu beruhigen, unser Atmen zu vertiefen und uns mit unseren Gefühlen, Gedanken und Körperhaltungen auf Orte der Freude und Präsenz einzulassen, wo wir uns entsprechend unserer inneren Werte bewegen. All diese Praktiken beinhalten ganzheitliche Methoden, die ich in den letzten Jahren entwickelt und mit tollen und großartigen Aktivist_innen weltweit geteilt habe. Sehr einfache Techniken, wie MUDRAS (Handhaltungen) können dabei helfen, Stress loszuwerden, unser Nervensystem zu verbessern und unsere beiden Gehirnhälften in Einklang zu bringen, Werkzeuge wie Fingergreifen oder verschiedene Körperbewegungen. Bei der Fürsorge für andere unterstützen einfache Berührungen Entspannung und laden zu mehr Innenraum ein. Wenn Spannung mit leichter Berührung entgegengewirkt wird, führt Loslassen zu einer neuen Leichtigkeit in unseren Körpern und Seelen und wir fühlen uns fähiger, kreativ zu sein und in Harmonie mit uns selbst und anderen zu leben.
Was sind deine Visionen in Bezug feministisches/ aktivistisches Wohlergehen?
Meine Vision ist es mehr und mehr Räume zu schaffen, wo Aktivist_innen mit verschiedenen Hintergründen zusammenkommen können, um zu verarbeiten, teilen, reflektieren, heilen und zu ihren Beziehungen, Familien, Organisationen und Communities zurückzukehren und diese zu transformieren. Es geht darum, die Bedingungen zu schaffen, die Heilen und Wachstum begünstigen. Besonders geht es um die Art, wie wir mit Aktivist_innen gemeinsam geschaffene Räume teilen – durch die zärtliche Atmosphäre, die wir mit ihnen und für sie schaffen. Letztendlich ist eine heilende Präsenz eine Art, mit anderen Menschen zu sein, um eine heilende Beziehung aufzubauen. Um eine heilende Präsenz zu entwickeln, müssen wir vor allen Dingen aufmerksam für die Art sein, wie Menschen auf uns reagieren. Statt darauf fokussiert zu sein, was wir anderen anzubieten haben, können wir aufmerksam dafür werden, wie andere auf unsere Angebote reagieren. Mir sind die Gefühle anderer so wichtig wie meine eigenen. Es geht darum, den Raum und den Willen zu schaffen, unsere Seelen auf die Seelen anderer abzustimmen... dann wird Aktivismus zu einem zweitrangigen Thema, weil unser Aktivismus nur ein Spiegel unserer eigenen Innenwelten, Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen ist... und innerhalb unserer Frauenbewegungen oder LSBTIQ-Bewegungen müssen wir in den Ozean der Zärtlichkeit und die wilde Intelligenz unserer Körper und deren Fähigkeit zu heilen eintauchen, um mehr Vertrauen darin zu entwickeln, zerbrochene Beziehungen, Organisationen und Communities zu transformieren und uns auf die Revolution von reflektierterem, behutsamerem, inspirierenderem, freudigerem Wohlergehen von unseren Organisationen und Bewegungen zuzubewegen.
Weitere Informationen zu Sandra Ljubinkovic
Sandra (MSc in Gender, Rights and Development) ist feministische Aktivistin mit mehr als 15 Jahren professioneller Erfahrung in Frauen- und Minderheitenrechten. Beruflich kommt sie aus der feministischen Beratung, Advocacy- und Lobbyarbeit, Organisationsentwicklung, Community-Building, Entwicklung und Durchführung von Trainings für verschiedene Akteur_innen. Sandra zieht ihr umfangreiches Wissen und ihre Erfahrung aus Community-Organizing, Kampagnen, Leitung von Organisationen, Netzwerken, Entwicklung und Durchführung von Trainings zu Integrated Security und Wohlergehen von Frauenrechtsaktivist_innen auf der ganzen Welt. In letzter Zeit hat sie aktiv Frauenrechtsaktivist_innen darin unterstützt Beziehungen untereinander weltweit aufzubauen, die immer noch miteinander vernetzt sind, Strategien planen, sich empowern, Gesellschaft verändern und gegenseitig ihr Leben, Communities und Bewegungen bereichern.
Sandra ist auch Mitglied des Internationalen Beirats von BRIDGE am Institute of Development Studies in Großbritannien.
In einfacheren Worten, Sandra ist ein freier Geist, Reisende, Vagabundin und genießt ihr Leben in allen Formen in dem Wissen, dass wir mehr sind als unsere Körper, Gedanken, Emotionen, Konzepte und Begehren... Ihr tiefer Wunsch sich mit dem bedingungslosen Sein zu verbinden, das unser endloses Potential ist, erlaubt es ihr, die Dinge geschehen zu lassen, die geschehen :))
Kontakt: sandra.ljubinkovic@gmail.com
Zusätzliches Material (auf deutsch):
Jane Barry and Jelena Đorđević: Was heißt denn hier Revolution, wenn wir nicht tanzen können? (Übersetzt von Claudia Bollwinkel und Svenja Genthe)
Zusätzliches Material (auf englisch):
TEN INSIGHTS to strengthen response for women human rights defenders at risk
Wellness, Self-Care and Security - Why This is Important to Feminism (Text von AWID)
Front Line Defenders, Ireland (Kontakt für Menschenrechtsaktivist_innen, die Unterstützung brauchen)
English version:
How do you practice self-care?
Living self-care and healing practices is the result of more then 15 years of learning, training, researching, self-examinations on the path of well being and personal development. I practice myself and with group qigong, meditation, Reiki, i practice energo-healing techniques, touch for health. I sleep long hours when i feel i need it. I exchange treatments with my friends who are healers. I love spending time in nature walking, listening, observing, traveling to places that uplift my Spirit, i'm spending time with light hearted people with whom i laugh a lot, i'm a real collector of mindful and colorful experiences and i feel carried in this Universe of interconnectedness.
What work are you doing around self-care?
My professional and activist work includes tailored made trainings, workshops around self-care and well-being, how it is connected and deeply inter-related to our activism and safety and security, integrating crucial mind-body-soul elements into the trainings. This work is about not about fixing anyone, or make ourselves better, or more, or less, or higher, or achieving more…it's about heart wisdom, embracing, transforming, accepting, forgiving and being present in our bodies and souls. It's about deepening intimacy with ourselves by reflecting, trying tools and techniques that can help calm our racing minds, deepen our breathing, and attune our emotions,mind and body adjustments to our places of Joy, presence, where we are moved by our inner values. All these practices include integral methodology that i have been developing over the years and sharing with amazing and outstanding activists around the world. Very simple techniques like MUDRAS (hand postures) can help release stress, optimize our nervous system and harmonize both our brain hemispheres, tools as fingers holds and various body movements. When caring for others, simple hands-on techniques support relaxation, inviting more spaciousness inside. When tension is contacted with gentle touch, release leads to new ease in our bodies and spirits, and we become more capable of being creative and living harmoniously with ourselves and others.
What are your visions regarding feminist/ activist well-being?
My vision is creating more and more spaces where activists of all backgrounds can come together to process, share, reflect, heal, and go back to their relationships, families, organizations, communities and transform. It's about creating the conditions that promote healing and growth. Especially, it's about very way of being with activists in the common created spaces— through the tender atmosphere we create with and for them. Ultimately, healing presence is a way of being with other people in order to create a healing relationship. To develop healing presence, above all else, we must pay attention to the way people respond to us. Instead of being focused on what we have to offer, we can be aware on how others respond to our offering. I care about the feelings of others as much as I care about my own feelings. It's about creating space and willing to fine-tune our souls to the souls of others…then activism comes as secondary topic, since our activism is only a mirror of our own inner worlds, emotions, memories, experiences….and within our women's rights movements, or LGBTIQ movements, we need to dive into the ocean of tenderness and wild intelligence of our bodies, their capacity to heal and develop more trust in transforming broken relationships, organizations and communities and move to the revolution of more reflective, gentle, inspiring, joyful well-being of our organizations and movements.
More information about Sandra Ljubinkovic
Sandra, MSc in Gender, Rights and Development, is a feminist activist with more than 15 years of relevant professional experience in women's and minority rights. Her professional background is in feminist counseling, advocacy and lobbying, organizational development, community building, developing and delivering trainings for various stakeholders. Sandra draws her extensive knowledge and experience from community organizing, advocacy campaigns, managing organizations, networking and developing , managing and delivering trainings and expertise in developing and delivering trainings on Integrated Security and activists' well-being for women's rights defenders around the world. She has been actively supporting networking and facilitating relationships with diverse women's rights defenders throughout the world where they continue connecting, strategizing, empowering, transforming, and contributing to each others lives, communities and movements.
Sandra also serves as a member of the International Advisory Committee for BRIDGE at the Institute of Development Studies in the United Kingdom .
In a simple words, Sandra is free spirit, traveler, vagabond, enjoying life and experiences in all it's forms knowing that we are more then just our bodies, thoughts, emotions, concepts, desires…. Her deep commitment to access the unconditional Being that is our endless potential is bringing her to allow what wants to happen :))
Contact: sandra.ljubinkovic@gmail.com
Additional Ressources:
TEN INSIGHTS to strengthen response for women human rights defenders at risk
Jane Barry and Jelena Đorđević’s book: “What is the Point of Revolution if we Can’t Dance?”
Wellness, Self-Care and Security - Why This is Important to Feminism (Text von AWID)
Front Line Defenders, Ireland (Kontakt für Menschenrechtsaktivist_innen, die Unterstützung brauchen)
Montag, 20. Januar 2014
Wohlergehen: Der Ort, an dem Veränderung stattfindet (Teil 2)
Interview mit Sandra Ljubinkovic
Teil 1 zu der Bedeutung von SelbstfürsorgeÜbersetzung des Interviews von mir
English version below
Welche Verbindungen zwischen Selbstfürsorge und (feministischem) Aktivismus siehst du? (Warum denkst du, dass es ein wichtiges feministisches Thema ist? Welche Schwierigkeiten gibt es?)
Wie ich weiter oben bereits gesagt habe, ist unsere Kultur des Aktivismus in den meisten Teilen der Welt eine Kultur der „Aufopferung“. Wir opfern unsere Zeit, unseren Raum, unsere Kolleg_innen, Organisationen und Emotionen dafür, in der „vordersten Reihe“ zu sein, „gegen“ etwas zu kämpfen. Aktivist_innen sind nicht gut darin, in ihren eigenen Leben, zwischenmenschlichen Beziehungen, Familien und Organisationen wirklich „präsent“ zu sein, da sie damit beschäftigt sind, äußere Probleme zu lösen. Ein ganzheitlicher Zugang zu Körper-Geist ist notwendig, um alle Aspekte unseres Lebens miteinander zu verbinden: körperlich, geistig, emotional und spirituell. Viele Aktivist_innen sind durch Überstunden, Konflikte, Verluste und dem Gefühl, die Welt retten zu müssen, überfordert. Außerdem sind sie Gewalt und Bedrohungen ausgesetzt sowie zahllosen stressvollen und traumatisierenden Ereignissen. Diese Ereignisse drehen sich um einen Verlust von Verbundenheit – mit uns selbst, mit unseren Körpern, mit unseren Familien und der Welt um uns herum. Dieser Verlust an Verbundenheit lässt sich häufig nur schwer wahrnehmen, weil er nicht auf einmal passiert. Er kann langsam stattfinden, mit der Zeit, und wir passen uns an die subtilen Veränderungen an, ohne sie zu bemerken.
Warum ist es jetzt relevant?
Nachdem ich in den letzten zehn Jahren mit Aktivist_innen weltweit zu Selbstfürsorge und Wohlergehen gearbeitet habe, haben Aktivist_innen langsam damit angefangen, ihre eigenen Bedürfnisse zu definieren – was sie machen, um sich sicher und wohl zu fühlen.
Safe spaces: wirklich geschützte Räume: körperlich, emotional, spirituell, wo sie hinkommen können, sich ausruhen können und sich erlauben können zu fühlen – sich mit sich selbst und miteinander und mit der Welt um sie herum zu verbinden und ihr mit ihrer neuen Aufmerksamkeit für ihre Gedanken, Handlungen, Wahrnehmungen und Bewertungen zu begegnen. Es geht um den Raum zusammenzukommen und sich eine Pause von der Intensität der Arbeit zu gönnen.
Beziehungen aufbauen: In der Arbeit zu Selbstfürsorge und Wohlergehen und in den Verbindungen zu unserem Aktivismus haben in den Workshops und Trainings, die wir angeboten haben, die Aktivist_innen hervorgehoben, dass sie in diesen Räumen ihre Masken abnehmen konnten und eine tiefergehende Verbundenheit mit sich selbst und ihren aktivistischen Communities aufbauen konnten. Das führt zu authentischer Solidarität und Unterstützung, die ohne Bewertungen, eigenen Agendas oder Bedingungen ist.
Zeit: um zu entschleunigen, zu reflektieren, sich auszuruhen, das eigene Leben, die Arbeit, Sicherheit und das Wohlergehen zu analysieren.
Selbstfürsorge ist für viele Aktivist_innen verwirrend, beunruhigend und beängstigend – weil es unvertraut und unbequem ist und zum Kern dessen vordringt, wer wir als Aktivist_innen sind. Aktivist_innen werden selten gefragt, wie es ihnen geht, ob sie irgendetwas brauchen, wie ihre „inneren geheimen Welten“ aussehen. Im Gegenteil – sie sollen sich um ihre Klient_innen, Kolleg_innen, Organisationen und Communities kümmern und an den größeren Bewegungen teilnehmen; standhalten, wenn es schwer wird; in der vordersten Reihe sein, wenn nötig; und niemals Zeit zum Verlangsamen, Ausruhen oder sogar Anhalten haben... weil die Welt um sie herum so bedürftig ist und sie den Eindruck haben, dass alles zerfällt, wenn sie nicht da sind, um sich um diese Bedürfnisse zu kümmern. Irgendwer wird sterben. Organisationen werden geschlossen. Irgendwer könnte in Gefahr sein. Irgendwer könnte mehr Aufmerksamkeit, Hilfe oder Zuwendung als ich brauchen?! Die Weisheit liegt darin zu erkennen, dass wir nicht immer die beste Ressource für andere sind, einschließlich unserer Kinder, Partner_innen, Freund_innen oder Kolleg_innen. Hilfreich sein – eine heilsame Atmosphäre schaffen – braucht sehr viel respektvollen und sensiblen Umgang mit unseren eigenen Verletzlichkeiten und denen von anderen. Die größte Herausforderung ist nicht so zu tun, als wären wir niemals unzulänglich und unverletzbar. Die Wichtigkeit von Selbstfürsorge besteht im experimentellen Lernen (einschließlich dem Verlernen von alten Mustern und dysfunktionalen, aber tief verankerten Werten, während wir verfeinerte und lebensbejahende Werte und Fähigkeiten (wieder) lernen) und in der Unterstützung von anderen Aktivist_innen und Leitungskräften in den Organisationen darin, die Kulturen der Organisationen und Bewegungen zu verändern.
Warum Selbstfürsorge ein wichtiges aktivistisches Thema ist?
Weil es an sich schon etwas Radikales hat – du brauchst eine emotionale Grundlage, um Entscheidungen in Bezug auf Gesellschaft zu treffen. Meine Mit-Aktivistin Lepa Mladjenovic aus Serbien kontextualisiert das Verhältnis von Aktivist_innen zu ihren Emotionen in der tausend Jahre alten Geschichte des Patriarchats, wo uns gelehrt wurde, Vernunft wichtiger als Gefühl zu bewerten. Weil Vernunft mit Männlichkeit (and ich würde ergänzen mit dem „aktiv/machen-Prinzip“) verbunden wird und Gefühl als weiblich (und ich würde ergänzen als „fügsam/sein-Prinzip“) gesehen wird und deswegen in den sozialen Kontexten unserer Welt geringer angesehen wird. Das bedeutet, dass viele Kulturen die Bedeutung unserer Gefühle irgendwie abwerten... zusätzlich sind viele Aktivist_innen Mehrfachdiskriminierungen ausgesetzt, die zu einer weiteren Fragmentierung unserer Gefühlswelten führen. Für mich ist „Sein“ nichts Passives, sondern es geht darum den Raum zu schaffen, um anzuhalten und zu reflektieren sowie Gefühle zu fühlen, sie entfalten zu lassen, anzunehmen und zu transformieren. Das bedeutet nicht, dass es ohne Bewegung stattfindet... es bedeutet eine aufmerksame Beobachtung unserer Gedanken, Gefühle, Muster, Programme, Konzepte... diese anzunehmen und sich weiter zu bewegen.
In meiner Erfahrung als Aktivistin und eine Person, die mit Aktivist_innen weltweit arbeitet, nehme ich wahr, dass wir den Raum öffnen könnten, um pro-aktiver mit uns und der Welt zu sein. Langsam findet es mehr und mehr in verschiedenen Netzwerken, Bündnissen, Organisationen und bei einzelnen Aktivist_innen statt, dass sie an Selbstfürsorge und Wohlergehen arbeiten.
Was meinst du mit pro-aktiv?
Einfach gesagt geht es für mich bei pro-aktiv darum, Räume und die Bereitschaft/Offenheit zu schaffen, die Verantwortung für dich selbst und dein eigenes Leben zu übernehmen, wenn deine Reaktionen bewusst sind und aus einem aufmerksamen Umgang heraus passieren und nicht von vorherigen Erfahrungen oder äußeren Umständen geprägt sind. Je mehr wir daran arbeiten unser Bewusstsein zu schärfen, desto weniger werden wir von vorherigen Erfahrungen geprägt und desto mehr Möglichkeiten haben wir, unsere eigenen Reaktionen zu wählen anstatt auf die automatischen zurückzugreifen (die sich so anfühlen, als würde wer auf unsere empfindlichen Stellen drücken).
Ich hab Aktivist_innen zu der Frage von nachhaltigem Aktivismus, Selbstfürsorge und Wohlergehen interviewt und viele von ihnen haben gesagt, dass der Moment, als sie gelernt haben, in sich selbst zentriert zu sein, als sie sich mit ihren eigenen Quellen verbunden fühlten, als sie nach emotionalen Achterbahnfahrten zu ihrem eigenen Zentrum zurückkehrten, der Punkt ist, an dem Veränderung (persönlich, in der Organisation und in der Welt) stattfindet.
Wenn wir weiter daran arbeiten, Räume zu schaffen, um uns auf die (innere) Welt mit Verbundenheit, Akzeptanz, Aufmerksamkeit, Mitgefühl, Zuneigung, Resonanz, Liebe und Freude zuzubewegen und wir nicht weiter daran arbeiten, Schmerz, Scham, Schuld, Wut, Entfremdung, Anspannung, Erschöpfung und Ignoranz zu re-kreieren, dann sind wir auf dem Weg, uns selbst, unsere Organisationen, unsere Communities und die Welt zu transformieren.
Teil 3 zu Visionen von feministischem Wohlergehen
Weitere Informationen zu Sandra Ljubinkovic
Sandra (MSc in Gender, Rights and Development) ist feministische Aktivistin mit mehr als 15 Jahren professioneller Erfahrung in Frauen- und Minderheitenrechten. Beruflich kommt sie aus der feministischen Beratung, Advocacy- und Lobbyarbeit, Organisationsentwicklung, Community-Building, Entwicklung und Durchführung von Trainings für verschiedene Akteur_innen. Sandra zieht ihr umfangreiches Wissen und ihre Erfahrung aus Community-Organizing, Kampagnen, Leitung von Organisationen, Netzwerken, Entwicklung und Durchführung von Trainings zu Integrated Security und Wohlergehen von Frauenrechtsaktivist_innen auf der ganzen Welt. In letzter Zeit hat sie aktiv Frauenrechtsaktivist_innen darin unterstützt Beziehungen untereinander weltweit aufzubauen, die immer noch miteinander vernetzt sind, Strategien planen, sich empowern, Gesellschaft verändern und gegenseitig ihr Leben, Communities und Bewegungen bereichern.
Sandra ist auch Mitglied des Internationalen Beirats von BRIDGE am Institute of Development Studies in Großbritannien.
In einfacheren Worten, Sandra ist ein freier Geist, Reisende, Vagabundin und genießt ihr Leben in allen Formen in dem Wissen, dass wir mehr sind als unsere Körper, Gedanken, Emotionen, Konzepte und Begehren... Ihr tiefer Wunsch sich mit dem bedingungslosen Sein zu verbinden, das unser endloses Potential ist, erlaubt es ihr, die Dinge geschehen zu lassen, die geschehen :))
Kontakt: sandra.ljubinkovic@gmail.com
English version
Part 1 on the importance of self-careHow do you see self-care connected to (feminist) activism? (Why do you think it is an important activist issue? What are some difficulties?)
As i was mentioning above, our culture of activism is in the most parts of the world - the culture of "sacrifice". We are sacrificing our time, space, colleagues, organizations, emotions by being on the "front lines", fighting "against", activists are misattuned to be really "present" in their own lives, inter-personal relationships, families, organizations by solving all the outer problems of the world. An integrated mind-body approach is necessary for connecting all aspects of our lives: physical, mental, emotional and spiritual. Many activists are overwhelmed by over the clock working hours, conflicts, loss, saving the world and they are exposed to violence and harassment and to countless stressful and traumatic events. These events are about loss of connection - to ourselves, to our bodies, to our families and to the world around us. This loss of connection is often hard to recognize, because it doesn't happen all at once. It can happen slowly, over time, and we adapt to subtle changes sometimes without even noticing them.
Why is it relevant now?
Having been working in the last 10 years, with activists from around the world on self care and well-being, activists themselves were slowly defining their own needs - what do they do in order to stay safe and well.
SAFE SPACES: truly safe spaces: physically, emotionally, spiritually, where they can come, rest and allow themselves to FEEL - to connect to themselves and each other and the world around them with the new awareness of their thoughts, actions, perceptions and judgements. It is about the space to come together and get a break from the intensity inherent in their work.
BUILDING RELATIONSHIPS: work on self-care and well-being and the connection to our activism, in the shape of the workshops and trainings that we were providing for activists, they were highlighting that in this spaces they managed to take their masks off and connect on a deeper level with themselves and their activist community. It brings them to authentic solidarity, support that is without judgement, agendas or strings.
TIME: to slow down, stop, reflect, rest, assess their personal lives, work, safety and well-being.
Self care is for many activists very confusing, disturbing and scary - because it remains unknown and uncomfortable and it cuts to the essence of who we are as activists. Activists are very rarely asked how they feel, if they need anything, how their "inner subtle world" looks like. On the contrary - they are supposed to care for their clients, colleagues, organization, communities, to take part in the bigger movements, to hold when it's hard, to be on the front lines when needed, and never-ever have time to slow down, rest, or even stop…. because the world around them is so needy and it gives the impression that if they are not there to fill in all those needs - everything will fall apart. Somebody will die. Organization will be shut down. Somebody might be in danger. Somebody needs more attention, help, affection than ME?! The height of wisdom is to recognize that we are not always the best resource for someone else, including our own children, our partners, or our friends and colleagues. Being helpful—creating a healing aura—requires enormous respectfulness and sensitivity to our own vulnerabilities, and also to those of others. The biggest challenge is when we're pretending to ourselves to be unfailingly adequate and invulnerable. The importance of self-care, we can see as experiential learning (including un-learning old patterns and dysfunctional but deeply held values while re-learning more refined and life-affirming values and skills) and very important the power of support by other fellow activists and leaders in the organizations to change the cultures of organizations and movements.
Why self-care is an important activist issue?
Because it is radical notion by itself - you need to have emotional basis in order to make choices related to society. My fellow activist Lepa Mladjenovic from Serbia contextualizes activists' relationships with our emotions within the thousand of years of patriarchy that has taught us to value reason over emotion. Because reason is associated with masculinity (and i would add with the "active/DOING principle") and emotion is seen as feminine (i would add "compliant/BEING principle") and therefore less valued in the social contexts around the world. This means that many cultures somehow diminish the significance of emotions… in addition, many activists face multiple discriminations which cause further fragmentation of our emotional realities. I see "Being" not as passive but as creating space to stop and reflect and allow the space for emotions to feel, unfold and embrace and transform. It doesn't mean without movement… it means careful observation of our thoughts, emotions, patterns, programs, concepts… embracing them and moving on.
In my experience, being an activist myself and working with activists around the world, i see we could open the space to be more proactive with ourselves and the world. It is happening slowly more and more in various networks, coalitions, organizations and with individual activists working on self care and well-being.
What do you mean by proactive?
Simply put, for me, proactive is about creating space and readiness/openess to take responsibility for yourself and your own life, when your reactions are mindful and are coming from awareness and they are not determined by the previous experiences or outside circumstances. The more we work on raising our own Cousciousness, we will be less determined by previous experiences and we will be readier to choose our own reactions instead of automatic ones (feeling that someone is "pressing our buttons").
I was interviewing activists around the issues of sustaining activism, self-care and well being and many of them were saying when they learned to feel 'centered' in their own being, when they felt connected with their own inner sources, when after many emotional roller-coasters they came back to their own center, that THIS IS the point where (personal, organizational, and world) change happens.
If we continue to create spaces to approach the (inner) world from point of connection, acceptance, attention, empathy, affection, resonance, love and joy and we work to no longer re-create pain, shame, guilt, anger, detachment, tension, fatigue and ignorance, then we are on our way to transform ourselves, organizations, communities and the world.
Part 3 on visions of feminist well-being
More information about Sandra Ljubinkovic
Sandra, MSc in Gender, Rights and Development, is a feminist activist with more than 15 years of relevant professional experience in women's and minority rights. Her professional background is in feminist counseling, advocacy and lobbying, organizational development, community building, developing and delivering trainings for various stakeholders. Sandra draws her extensive knowledge and experience from community organizing, advocacy campaigns, managing organizations, networking and developing , managing and delivering trainings and expertise in developing and delivering trainings on Integrated Security and activists' well-being for women's rights defenders around the world. She has been actively supporting networking and facilitating relationships with diverse women's rights defenders throughout the world where they continue connecting, strategizing, empowering, transforming, and contributing to each others lives, communities and movements.
Sandra also serves as a member of the International Advisory Committee for BRIDGE at the Institute of Development Studies in the United Kingdom .
In a simple words, Sandra is free spirit, traveler, vagabond, enjoying life and experiences in all it's forms knowing that we are more then just our bodies, thoughts, emotions, concepts, desires…. Her deep commitment to access the unconditional Being that is our endless potential is bringing her to allow what wants to happen :))
Contact: sandra.ljubinkovic@gmail.com
Sonntag, 19. Januar 2014
Wohlergehen: Der Ort, an dem Veränderung stattfindet (Teil 1)
Interview mit Sandra Ljubinkovic
Sandra und ich haben uns über eine weltweite Mailingliste kennengelernt, die Menschen untereinander vernetzt, die Retreats/ Selbstfürsorge-Workshops für Aktivist_innen anbieten oder Retreat Centers aufbauen möchten. Letzten November konnten wir uns endlich persönlich kennenlernen und haben stundenlang über unsere Visionen geredet und uns gegenseitig in unserer Kritik an teuren Entspannungswochenenden für Frauen wiedererkannt. Ich freue mich, dass Sandra ihre jahrzehntelangen Erfahrungen auf meinem Blog teilt.
Die Übersetzung des Interviews ist von mir.
English version below
Sandra, stell dich doch kurz vor.
In den letzten zehn Jahren habe ich mit Kolleg_innen auf der ganzen Welt das Konzept von Integrated Security (integrierter Sicherheit) und Wohlergehen von Frauenmenschenrechtsaktivist_innen und LSBT-Rechtsaktivist_innen global entwickelt und damit gearbeitet. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der verständlich macht, welchen körperlichen und psychologischen Preis die Körper und Seelen von Frauenrechts- und LSBTIQ-Rechtsaktivist_innen zahlen müssen. Diese Arbeit baut auf der Initiative, geteilten Erfahrungen, Konzepten und Werkzeugen auf, die von Individuen, Aktivist_innen und Organisationen entwickelt wurden. Es geht darum, Aktivist_innen, Organisationen und Bewegungen zu stärken, mit der Perspektive, dass die Gesundheit (körperlich, geistig, emotional und spirituell) und die Sicherheit von Frauenrechtsaktivist_innen und LGBTIQ-Aktivist_innen untrennbar mit eben diesen Communities, Organisationen und Bewegungen verbunden sind.
Was bedeutet Selbstfürsorge/ Wohlergehen für dich?
Ich habe immer daran geglaubt, dass wir mehr als die Summe unserer Körperteie sind. Bevor ich Aktivistin wurde, habe ich als Physiotherapeutin mit professionellen Sportler_innen in Serbien gearbeitet, was mittlerweile mehr als 18 Jahre her ist. Ich hab gesehen, wie erfolgsorientierte Menschen die besten Ergebnisse mit ihren Körpern erzielen wollten, wie sie ihre Körper mit endlosen Stunden von Training gefoltert und ausgelaugt haben und sie waren komplett unverbunden mit ihrem Geist und ihrer Seele. Als ich in den 90ern in den feministischen Aktivismus in Serbien eingetaucht bin, war die Situation das genaue Gegenteil – die meisten Aktivist_innen lebten in ihrem Kopf/ Geist, komplett unverbunden mit ihren Körpern und Seelen. Viele Jahre an Selbsterforschung und Selbstreflektion haben mich zu den verschiedensten Orten auf dem Planeten gebracht, es hat mich an die Grenzen von Wissenschaft, Energiearbeit, Heilen, Selbstheilen und Spiritualität gebracht. Ich bin gereist, hab verschiedene Techniken erforscht, die alle Aspekte unserer Seins miteinander verbinden... Ich bin durch meinen eigenen Heilprozess gegangen... und hab dabei gelernt, alles, was ich bin, anzunehmen, alle Wunden, Ängste, Erwartungen; dabei hab ich meine Sicherheiten verändert oder verloren; bin da geblieben, wenn mich Konflikte immer weiter herausgefordert haben; hab losgelassen und mich weiter bewegt; hab mich traurig, wütend und freudvoll gefühlt; hab mich in der Gesellschaft von anderen Aktivist_innen unsicher gefühlt; hab die Angst gespürt, von anderen zurückgewiesen zu werden, wenn ich es ihnen nicht recht mache; hab mich von Menschen verraten gefühlt, denen ich vertraut habe; hab mein eigenes Potential angenommen, meine Schattenseiten; hab meine Vergangenheit und meine Verluste betrauert; hab mehr gegeben, als ich eigentlich konnte; hab mich schuldig gefühlt, weil ich mir frei genommen hab; hab Fehler gemacht und Erfolge gehabt und endlich gewusst, was ich will...
Selbstfürsorge oder Wohlerfehen bedeutet für mich ganz zu sein, den Raum zu haben oder zu schaffen mich selbst tiefer kennenzulernen, bis an den Kern, durch meine eigenen Begrenzungen, Vorurteile, inneren Kritiker_innen, Ängsten, Traumas, Wut, Wunden, Schmerz hindurchzugehen und mir selbst den Raum zu erlauben zu trauern, loszulassen, alles anzunehmen, willkommen zu heißen ohne Bewertung, ohne daran zu denken, was andere denken könnten, es in der Fülle zu fühlen, zu weinen und die tiefgreifende Erfahrung zu machen gehalten zu werden, mehr Vertrauen zu haben, keine Angst zu haben zu stoppen oder zu reflektieren, nicht neurotisch durch Aktivismus und das Leben zu rennen, weil ich denke, dass, wenn ich es nicht mache, ich „weniger Aktivist_in“ oder „nicht gut genug“ bin oder mich schuldig fühle, weil die Welt untergehen würde, wenn ich mir frei nehme oder wenn ich für einen Moment innehalte... Unsere neurotische Angst hält uns an weiterzumachen, laugt uns aus, verbrennt uns, voller Angst und Beschuldigungen und vergiftet unsere Beziehungen.
Auf meinem eigenen Weg von Heilung und persönlichem Wachstum als Aktivistin und Menschenrechtlerin hab ich mir erlaubt anzuhalten. Für drei Monate. Und weißt du was? Die Welt ist nicht untergegangen. Sie hat sich weiter bewegt. Nur ich hab angehalten. Etwas an dieser Nicht-Bewegung war so aufregend... irgendeine neue Qualität ist in dieser „Stille“ und „Nicht-Bewegung“ entstanden. Ich war sehr fasziniert von diesen inneren „Bewegungen“... ich konnte meine Ängste, meine Schuldgefühle, meine Wut, meine Wunden sehen und sie bis in ihren Kern erspüren, ohne sie zu verurteilen... ich hab verstanden, dass es meine verwundeteten Teile waren, die mich eingeladen haben, sie anzunehmen und zu heilen.
Viele Aktivist_innen, mit denen ich gearbeitet habe, wissen, dass ihre Körper mehr sind, als sie sich bislang getraut haben zu erkunden. Sie wissen, dass sie ihren Körper, Geist und Seele (falsch) behandeln und ihren Schmerz jahrelang mit sich herumtragen und festhalten. Manchmal ist Schmerz da, um von ihm zu lernen, um durch ihn hindurch zu gehen und ihn anzunehmen. Ich mag das Wort „verletzte_r Heiler_in“ welches sich psychologisch bezieht auf „die Fähigkeit mit dem Leiden zuhause zu sein und dort Möglichkeiten der Regeneration zu finden“. Durch unsere Wunden hindurchzugehen bedeutet zu realisieren, dass wir nie wieder die gleichen sein werden, wenn wir auf der anderen Seite des Prozesses ankommen. Durch unsere Wunden lernen wir einen Teil von uns kennen, der nicht verwundet ist. Unsere Wunden sind dann nicht das Hindernis zu unserer Ganzheit, sondern ein Ausdruck davon, da wir ohne unsere Wunden nicht den Teil von uns kennengelernt hätten, der ganz, frei, geheilt und aufmerksam ist.
Es kann so viel Freude bringen, mit deinem Körper verbunden zu sein, durch all deine Gedanken, Gefühle und Erinnerungen hindurch zu gehen und sie anzunehmen, die uns mit unserer Spiritualität in Verbindung bringen. Wenn sich Aktivist_innen auf „Selbsterfahrung“ einlassen, dann realisieren sie häufig versteckte Potentiale, was eine sehr aufbauende Erfahrung ist.
Teil 2 zu Verbindungen zwischen Selbstfürsorge und Aktivismus
Teil 3 zu Visionen von feministischem Wohlergehen
Weitere Informationen zu Sandra Ljubinkovic
Sandra (MSc in Gender, Rights and Development) ist feministische Aktivistin mit mehr als 15 Jahren professioneller Erfahrung in Frauen- und Minderheitenrechten. Beruflich kommt sie aus der feministischen Beratung, Advocacy- und Lobbyarbeit, Organisationsentwicklung, Community-Building, Entwicklung und Durchführung von Trainings für verschiedene Akteur_innen. Sandra zieht ihr umfangreiches Wissen und ihre Erfahrung aus Community-Organizing, Kampagnen, Leitung von Organisationen, Netzwerken, Entwicklung und Durchführung von Trainings zu Integrated Security und Wohlergehen von Frauenrechtsaktivist_innen auf der ganzen Welt. In letzter Zeit hat sie aktiv Frauenrechtsaktivist_innen darin unterstützt Beziehungen untereinander weltweit aufzubauen, die immer noch miteinander vernetzt sind, Strategien planen, sich empowern, Gesellschaft verändern und gegenseitig ihr Leben, Communities und Bewegungen bereichern.
Sandra ist auch Mitglied des Internationalen Beirats von BRIDGE am Institute of Development Studies in Großbritannien.
In einfacheren Worten, Sandra ist ein freier Geist, Reisende, Vagabundin und genießt ihr Leben in allen Formen in dem Wissen, dass wir mehr sind als unsere Körper, Gedanken, Emotionen, Konzepte und Begehren... Ihr tiefer Wunsch sich mit dem bedingungslosen Sein zu verbinden, das unser endloses Potential ist, erlaubt es ihr, die Dinge geschehen zu lassen, die geschehen :))
Kontakt: sandra.ljubinkovic@gmail.com
English version:
Sandra, tell us something about yourself
In the last 10 years i have been developing and working with other colleagues from around the world on the issue of Integrated Security and Well-being of Women's Human Rights Defenders-(W)HRD and LGBT rights defenders globally. It's a holistic approach that offers understanding the importance of physical and psychological toll that human rights defense has taken on women's and LGBTIQ defenders bodies and spirits. This work has built on initiatives, shared experiences, concepts and tools developed by individuals, defenders and organizations. It is about sustaining activists, organizations and movements through the lenses that the health (physical, mental, emotional and spiritual) and safety of WHRD and LGBTIQ defenders/activists that are inseparably linked to these same communities, organizations and movements.
What does self-care/ well-being mean to you?
I have always believed that we are more than just a sum of our body parts. Before i became an activist, i worked as physiotherapist with professional sport players in Serbia which is now more than 18 years ago. i have witnessed how high achievers were trying to achieve best results with their bodies, they were torturing and exhausting their bodies with endless hours of training, exercising and they were totally disconnected from the mind and spirit. Once i jumped into feminist activism in Serbia in the '90s, the situation was exactly the opposite - most activists were living in their head/mind, totally disconnected from their bodies and spirits. For many years, self-research and self-inquiry brought me to the various places on the planet, it brought me to the edge of science, energo-work, healing, self-healing and spirituality. I was traveling, researching various techniques that integrate all aspects of our being… i went through my own personal healing journey… learning to embrace all who i am, all wounds, fears, expectations, changing or loosing the safety, staying when conflicts kept challenging me, letting go and moving on, feeling sad, angry or joyous, feeling unsafe in company of fellow activists, feeling the fear of rejection by others if i don't please them, betrayal by the ones i trusted, embracing my own potential, my shadow side, grieving the past or any loss, giving more than i could handle, feeling guilty if i take time off, failing or succeeding and finally knowing what i want….
Self-care or well-being for me means being whole, having and creating space to get to know myself deeper, to the core, walk through my own limitations, prejudices, inner critic, fears, traumas, anger, wounds, pain, allowing myself space to grief, let it go, embrace all of it, welcome it without judgement, without thinking what other may think, feel it to the fullness, cry and feel that profound experience of being held, having more trust, not being afraid to stop and reflect, not neurotically run through activism and life because if you don't do it, then you are "less of an activist", or "not good enough", or feeling guilty when we take time off since this world will absolutely fall apart if we stop for a moment….Our neurotic fear keeps us running, makes us totally drained, burned out, tired, full of anger, blame and intoxicates all our relationships.
On my own way of healing and personal growing as an activist, leader, human rights advocate, i allowed myself to stop. For 3 months. And you know what? the world did not fall apart. It was still moving. Only I stopped. There was something SO exciting in this non-movement… some new quality was emerging in this "silence" and "non movement". I was absolutely fascinated by this inner "movements"… i could see my fears, guilt, anger, wounds, feel them to the core, without judgement…. i understood that they were all my wounded parts that were inviting me to embrace them and to heal them.
Many activists I have worked with know that there is a lot more to their bodies than they have ever dared to explore. They know that they are (mis)treating their bodies, minds and Souls and carrying and holding their pain over the years. Sometimes pain is there to learn from it, to walk THROUGH it and embrace it. I like the word "Wounded Healer" which refers psychologically to "the capacity to be at home with the shadow of suffering and there to find gems to light and recovery". Going through our wound means realizing that we will never be the same again when we get to the other side of this initial process. Through our wound we are introduced to the part of ourselves that is NOT wounded. Our wound is then not the obstruction but the expression of our wholeness, as without wound we wouldn't be introduced to our part of us that is whole, free, healed and awake.
There is so much joy to be had from being in connection with your body, walking through and embracing all our thoughts and feelings, memories that brings us in connection with our spiritual nature. When activists open up for "self-experiencing" then they often realise how much hidden potential they have, which is a very uplifting experience.
Part 2 on connections between self-care and activism
Part 3 on visions of feminist well-being
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Sandra, MSc in Gender, Rights and Development, is a feminist activist with more than 15 years of relevant professional experience in women's and minority rights. Her professional background is in feminist counseling, advocacy and lobbying, organizational development, community building, developing and delivering trainings for various stakeholders. Sandra draws her extensive knowledge and experience from community organizing, advocacy campaigns, managing organizations, networking and developing , managing and delivering trainings and expertise in developing and delivering trainings on Integrated Security and activists' well-being for women's rights defenders around the world. She has been actively supporting networking and facilitating relationships with diverse women's rights defenders throughout the world where they continue connecting, strategizing, empowering, transforming, and contributing to each others lives, communities and movements.
Sandra also serves as a member of the International Advisory Committee for BRIDGE at the Institute of Development Studies in the United Kingdom .
In a simple words, Sandra is free spirit, traveler, vagabond, enjoying life and experiences in all it's forms knowing that we are more then just our bodies, thoughts, emotions, concepts, desires…. Her deep commitment to access the unconditional Being that is our endless potential is bringing her to allow what wants to happen :))
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