Sonntag, 21. April 2013

Eine Frage der Haltung

Schon immer hatte ich eine Begeisterung für Science Fiction- und Fantasy-Romane. In meiner Jugend verschlag ich alle Romane von Marion Zimmer Bradley. Dann fand ich den anarchistischen Utopie-Roman "bolo'bolo" und hab mich das erste Mal gefragt, wie ich leben möchte und wie ein Leben nach einer gesellschaftlichen Veränderung gestaltet sein könnte. Heute füllen feministische Romane von Octavia Butler, Marge Piercy, Margaret Atwood und Ursula LeGuin die Science Fiction Ecke meines Bücherregals.

Was hat aber Science Fiction und die Flucht in ferne Welten mit Selbstfürsorge zu tun?
Zum einen denke ich, dass Ablenkung auch ein wichtiger Teil von Selbstfürsorge sein kann. Nicht immer hab ich noch die Energie, auf eine Weise für mich zu sorgen, in der ich Geschehenes verarbeiten kann und in mir selbst zur Ruhe komme. Manchmal ist es auch einfach gut, abzuschalten und mich mit ganz anderen Dingen zu beschäftigen.
Der Punkt, um den es mir hier aber geht, ist, dass Science Fiction die Frage nach anderen Lebensweisen stellt. Darüber hab ich einen Zugang zu der Frage gefunden, wie ich den eigentlich leben möchte. Während ich früher ganz stark nach anderen gesellschaftlichen Modellen gesucht habe, sind es heute eher Überlegungen zu der Haltung, mit der ich mich im Alltag bewegen möchte. 

In meinem Post "Wenn Nähe Distanz schafft" hab ich am Ende die Frage gestellt, wie wir respektvoll und verantwortungsvoll miteinander umgehen können. Ich finde die Frage sehr schwierig, weil ich feministisch so sozialisiert wurde, gegen Dinge zu sein, mich über sexistische Situationen aufzuregen, gegen Gewalt und Diskriminierung zu intervenieren. All diese Dinge finde ich wichtig und tue ich auch heute noch, aber in den letzten Jahren hab ich zunehmend gemerkt, dass mir die positiven Gegenkonzepte fehlen. Wenn nicht so, wie dann? ist die Frage, die mich beschäftigt.
Wie möchte ich meine Freund_innenschaften und Beziehungen leben, wenn sie nicht von Gewalt geprägt sein sollen? Wie möchte ich andere auf eine Art und Weise kritisieren, die ihnen die Möglichkeit zur Veränderung einräumt? Nach welchen Werten richte ich mein eigenes Verhalten aus? Wie kann ich anderen mit Wertschätzung begegnen und wie kann ich Verantwortung für mein Verhalten übernehmen, wenn ich das mal nicht tue?

Für mich ist Selbstfürsorge deswegen auch ganz viel eine Frage der Haltung. Es kommt nicht so sehr auf die einzelnen Formen an, die ich für meine Selbstfürsorge wähle. Es kommt nicht so sehr darauf an, ob ich meine Morgenseiten schreibe oder meditiere. Für mich sind es nur Hilfsmittel, um mich mit einer wertschätzenden Grundhaltung durch mein Leben bewegen zu können. Diese Haltung entspannt mich, weil sie mir mehr Wahlmöglichkeiten eröffnet und ich nicht so sehr im Reagieren auf alles Schlechte in dieser Welt verhaftet bleiben muss. Das ist für mich eine Weise, gut für mich selbst zu sorgen, weil ich mich nicht mehr so sehr mit Negativität anfülle.

Wie möchtest du leben?
Welche Werte sind dir in deinem Leben wichtig?
Wie kannst du gut für dich sorgen, wenn du gegen Gewalt und Diskriminierung intervenierst?
Was machst du gerne, um abzuschalten? Und was hilft dir, Dinge zu verarbeiten?

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