Freitag, 12. April 2013

Die süße Kunst des Nichtstuns

Ich hab bereits darüber geschrieben, dass die Vorstellung, dass es immer wieder etwas zu tun gibt, zu Erschöpfung bei Aktivist_innen führen kann. Ein Phänomen, das ich selbst nur zu gut kenne. Und am besten erkennbar finde ich es, wenn ich mir meinen Kalender betrachte und gucke, wie voll der eigentlich so ist und mit was er so gefüllt ist. Was steht in deinem Kalender in dieser und nächster Woche? Welche Termine nehmen dir Energie und welche geben dir Energie? Wann sind die nächsten freien Zeiten erkennbar? Und wie lange ist es noch bis dahin?
Und wann gibt es den nächsten Tag ohne feste Verabredungen und Pläne?

Ich muss mich als Leser_in von manchmal kitschigen Büchern outen, so auch Elizabeths Gilberts "Eat, Pray, Love" (der auch mit Julia Roberts in der Hauptrolle verfilmt wurde). Und manchmal stecken in kitschigen Büchern schlaue Sachen. In dem Buch hab ich das Konzept von "Dolce Far Niente" - die süße Kunst des Nichtstuns - kennengelernt. Und damit eine passende Beschreibung für meine Jaydays gefunden.

Ein Jayday ist - wie der Name schon sagt - ein Tag, an dem ich keine Verabredungen plane und den ich mit mir alleine verbringe. Ich mach keine konkreten Pläne und nehm mir nichts Festes vor. Es ist ein Tag, an dem ich versuche, im Augenblick zu leben und meinen Bedürfnissen zu folgen. Ich nehm mir Zeit nachzuspüren und in mich reinzuhorchen. Ich lasse es mir gut gehen. Es tut mir gut, keine gequetschte Zeit zu haben, wo immer schon das Nächste auf mich wartet.

Es sind für mich die Tage, an denen ich übe, meine Bedürfnisse zu spüren. Ich merke, dass ich da regelmäßige Übung brauche. Wenn ich zum Beispiel an einem Jayday das Bedürfnis bekomme, meine Wohnung zu putzen, dann frag ich mich, ob ich das jetzt machen will, weil ich es nicht aushalte, nicht produktiv zu sein und nicht zu funktionieren. Oder kommt das Bedürfnis daher, dass ich durch klare Fenster den Frühling sehen möchte und mich danach auf meinem Sofa die Sonne genießen kann? Und meist ist es eine Mischung aus beiden. An Jaydays versuche ich, meinen Funktioniermodus abzulegen, spielerisch zu sein und genießen zu lernen.

Was ist für dich Dolce Far Niente?
Wo bist du?
Was machst du (nicht)?
Über welche Sinne nimmst du was wahr?
Welche Bedrüfnisse entstehen (am Anfang und während des Tages)?
Was hilft dir, im Hier und Jetzt zu sein?

Ich wünsch dir viel Freude beim Nichtstun.

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